Tiger Woods streckte nach seinem entscheidenden Birdie-Putt die geballte Faust in den dämmrigen Himmel und kämpfte anschließend in sich gekehrt mit den Tränen.
Der Golf-Superstar aus den USA hatte an jenem 8. April 2001 beim Masters-Turnier in Augusta Geschichte geschrieben und als erster und bisher einziger Golfprofi alle vier Major-Turniere nacheinander gewonnen. «Es ist das Größte in meiner Karriere. Die Golf-Götter waren auf meiner Seite», sagte Woods damals nach seinem Grand Slam – oder besser «Tiger Slam»?
Denn auch 20 Jahre nach dem Meilenstein streiten sich noch immer die Golf-Historiker in der Frage, ob das nun ein Grand Slam war oder nicht. Denn die Woods-Erfolge bei der US Open, der British Open und der PGA Championship datierten damals aus dem Vorjahr, also dem Jahr 2000. Ein klassischer Grand Slam, wie ihn zum Beispiel Deutschlands Tennis-Ikone Steffi Graf innerhalb des Jahres 1988 mit Siegen bei allen großen vier Tennis-Turnieren gelang, war es nicht.
«Den Grand Slam zu schaffen, heißt, alle vier Turniere in einem Jahr zu gewinnen», sagte Golf-Legende Jack Nicklaus und frotzelte in Richtung Woods: «Was ist Dein Jahr? Das steuerliche oder das kalendarische?» Auch der Südafrikaner Gary Player, der wie Nicklaus alle vier großen Turniere gewann, nur nicht hintereinander, sah es nicht als Grand Slam an. «Nenn es vielleicht «Tiger Slam»», meinte Player, «denn er hat etwas geschafft, was noch nie jemanden gelungen ist.»
Sechs Wochen nach seinem heftigen Autounfall wird Superstar und Publikumsliebling Woods in diesem Jahr nicht an die Magnolia Lane zurückkehren können, um sich vor Ort an den Meilenstein zu erinnern. Der fünfmalige Masters-Champion erholt sich noch von seinen schweren Verletzungen. Der 45-Jährige hatte sich Ende Februar in Los Angeles mehrfach mit seinem Wagen überschlagen und mehrere Knochenbrüche im Bein erlitten. Ob und wann der 15-malige Major-Sieger ein Comeback auf dem Golfplatz gibt, ist offen – doch der «Tiger Slam» bleibt.
«Diese Serie ist mit nichts anderem zu vergleichen. Es ist sagenhaft, was Tiger erreicht hat», sagte Deutschlands Golf-Routinier Bernhard Langer damals als direkter Zeuge der Leistung seines «übermenschlichen» Konkurrenten.